Sonntag_13_10_2024

Überraschendes: Das Buch, das ich vor drei Jahren – 2021 – gekauft hatte, und das seitdem unberührt in Plastik eingehüllt in meinem Regal liegt, ist kein Sachbauch, wie ich lange dachte und deshalb nicht öffnete. Keines von den populärwissenschaftlichen Sachbüchern, in denen eine These aufgeregt auf mehreren Seite wiederholt wird. Das Buch ist ein Roman. „Die Erfindung des Ungehorsams“ von  Martina Clavadetscher. Die Erzählstimme packt mich, zieht mich in die Welt des Romans. Iris. Ein Penthouse in New York. Dinner Party. Ada Lovelace (1815 bis 1852), die das erste Computerprogramm der Welt schrieb. Ich lese und denke, dass ich den Roman einer zukünftigen Nobelpreisträgerin lese.

 

Dienstag_15_10_2024

Ein Satz aus der Nacht, der flüstert: „Du musst durch nichts hindurchgehen, dann bist du frei.“

 

Sonntag_27_10_2024

Fischerhude. Die Sonne steht tief, wir kehren ins „Café im Rilke Haus“ ein. Wir finden einen Platz im Garten. Es ist kühl und schattig. Wir hatten uns von all den anderen schon vor zwei Stunden verabschiedet, von André und Gesa, von Nina B, von Beatrix M. und all den Teilnehmerinnen des Jahrestreffens der Textmanufaktur. Wir bestellen Kaffee. Kuchen. Wir schlagen unsere Bücher auf. Lesen. Wie in einem Theaterstück, in dem längst der Vorhang gefallen ist, tauchen André und Gesa auf, setzen sich zu uns. Wir wollen nur noch etwas Lesen, den Sonntag genießen, lasst euch nicht stören, sagt André. Ein jeder liest: ein Buch, eine Zeitung. Wenig später kommt Nina B. und fragt, ob sie sich zu uns setzen kann, sie will nur einen Kaffee und noch etwas lesen. Wir lesen zu fünft. Ich im Briefwechsel Paula Modersohn-Becker und Rainer Maria Rilke. Paula Modersohn schreibt am 10. August 1907 aus Worpswede an Rilke: „Ich warte immer weiter, das aus mir etwas wird, brauche wenig Menschen und denke und fühle im Augenblick wenig.“ Wie spricht sie uns im Rilke-Garten Sitzenden aus dem Herzen.