Sonntag_10_8_2025

E. wäre heute 88 Jahre alt geworden. Der August ist ein schöner Monat, um in die Welt zu kommen. Vermutlich auch ein schöner Monat, um zu sterben. Alles steht im vollen Saft. Darunter unmerklich ein Hauch von Herbst. Die Angst weit weg. Der Tod weit weg. 

Montag_24_8_2025

Eine leere Tasse Kaffee: Ein Muster auf dem Tassengrund: Ein Relief bildet die Kaffeespuren in der weißen Porzellantasse. Eine Landschaft. Die weißen Flächen Seen, die Ränder türmen sich zu Bergen auf. Braune Flächen. Kaffeeanbaugebiete. Verheißung eines dunklen, ölig-würzigen Kickstarts, der nun in meinem Magen wabert, in mein Blut fließt, mich wacht macht, stärkt. 

Donnerstag_18_9_2025

St. Wolfgang_Österreich. Ich sitze auf einem Balkon über einem rauschenden Bach am Fuße des Schafsteins. Eigentlich ist der Bach ein Wasserfall. Mit ihm rauschen alle Gedanken ins Tal herunter. Gern würde ich noch etwas bleiben, zum zuzuschauen wie die Gedanken den Bach ins Tal herunterfließen. Die Worte liegen unter den Steinen im Fluss, über die das Wasser rauscht. Gestern ein Film. Ein alter Literaturprofessor erzählte die Geschichte seiner Kindheit in Montana am Fluss.

Freitag_19_9_2025

Die Zeit ausschalten, wenn ich schreibe. Rettung aus dem rasenden Fluss des Alltags.  

Samstag_20_9_2025

„Ganz so schäbig kannst du nicht davonkommen“ – eine WhatsApp Nachricht kurz vor Mitternacht an einem Freitag im August. Fehlgeleitet, dachte ich. Kann nicht mir gelten, dachte ich. Galt mir, stellte sich heraus. Ich denke an den russischen Zeichentrickfilm von „Hase und Wolf“. „Nu, pogodi!“, ruft der Wolf und rast dem Hasen hinterher. „Ну, погоди!“ „Na, warte!“, ruft der Wolf und der Hase entwischt ihm jedes Mal …