Montag, 1. August 2022

Zwei ältere Männer sitzen am Tisch in einem Straßencafé in Miesbach. Beide sportlich. Beide mit dem Fahrrad vorgefahren. Nach ein paar Minuten, in denen sie sich über Fahrradfahren austauschen, wie viele Kilometer sie gefahren sind, welche Strecken sie zurückgelegt haben, sprechen sie über Fußball. Gestern das EM-Finale Deutschland gegen England im Wembleystadion in London.

Plötzlich ruft einer der beiden aus: „Du hast Stürmerin gesagt, aber nicht Torwartin.“

Der andere geht in sich, überlegt eine Weile und sagt: „Nein, das heißt Torwärterin.“

Der andere: „Nein, dann müsste es ja Torwärter heißen.“

Sie rätstelten noch eine Weile und tranken dann Kaffee und verspeisten ihren Kuchen. Ergebnisoffen.

 

Freitag, 5. August 2022

Ich habe Juli Zehs Roman „Über Menschen“ vor Monaten schon gelesen. Ich denke immer wieder an den Kern der Geschichte, wie er sich mir zeigt: Egal was wir Menschen tun, es gibt etwas in uns, etwas Weiches Vulnerables – eine Ebene des Menschseins, auf der wir uns begegnen können, selbst wenn jemand getötet hat. Wir können, wenn wir wollen, in Frieden leben. „Über Menschen“ – sie hat das Wort „Übermensch“ von Nietzsche reframt, in einen neuen Kontext gesetzt.