Samstag, 21. Oktober 2017
Auf der Rückfahrt von Weilheim in Münsing auf dem Dorfplatz angehalten. Neben dem Loriot-Denkmal in der Bushaltestelle gibt es italienisches Eis und italienischen Kaffee. Ich bestellte mir einen Espresso, eine Kugel Eis und belauschte ein Gespräch das ein älterer Herr über zwei Tische mit einem Pärchen, beide mit dem Fahrrad unterwegs, führte.
Der ältere Herr erzählte, dass er aus Thüringen stamme, seit fünf Jahren in einem Haus in Münsing lebe. Kunstmarketing sei sein Geschäft. Er müsse heute noch Holzskulpturen lackieren, die kommende Woche nach Kapstadt geliefert würden. Er erzält von seinem Grundstück in Thüringen auf dem Quittenbäume wachsen. Seine Sprache ist mir vertraut. Darin schwingt tief versteckt eine sächsische Melodie mit, die mir aus Kindertagen bekannt. Auf seinem intelligenten Gesicht hat sich Lachen in die Falten eingenistet und der milde Glanz eines langen zufriedenen Lebens. Der schmale alte Herr in seiner Cordhose und seinem karierten Hemd strömt die Kraft des Alters aus. Sofort tauchten alle älteren Menschen auf, die mir in meinem Leben begegneten, die eine derartige Kraft ausstrahlten.Ich denke an meine Großmutter, die im 98. Lebensjahr, das war 2016, verstarb, an den Architekten, der im hohen Alter noch Unternehmen und Wissenschaftsgremien vorstand und an P.s Ma, in deren Haus mich eine derartige Ruhe umwickelt, dass ich mehr Stunden schlafe, als wache.
Die italienische Eisverkäuferin, die alle Frauen mit Seniora anspricht, dabei das R rollt und aus ihren Augen die italienische Sonne strahlen lässt, beginnt die Kaffeetassen von den Tischen zu tragen. Die Sonne verliert ihre Kraft. Der alte Mann, sagt, dass er nachhause müsse, die Sklupturen weiter lackieren. Er erhebt sich von seinem orangen Stuhl. Zu gern wäre ich ihm gefolgt.