Donnerstag, 28. November 2019
Der November wird vom Dezember vereinahmt. Lichterketten. Winterfeste. Nur am Totensonntag ist Ruhe. Vielleicht mögen die Toten ein bisschen mehr Dezember im November. Lichterketten, Tannenbäumchen, Glühweinzauber, lachende Menschen um die Gräber. Ups und schon verleihe ich Dingen Bedeutung, die an sich keine haben. November ist einfach der Name eines Monates und Tote sind ohne Leben. Das ist alles. Wir Menschen sind Bedeutungsgeber. Ohne Menschen keine Bedeutung. Wenn Bedeutung Fiktion ist, dann ist der Anteil an Fiktion deutlich größer als der Anteil von dem, was wir Wirklichkeit nennen.
Sonntag, 1. Dezember 2019
Frost überzieht die Wiesen und Äcker. Schnee leuchtet von den Gipfeln aus der Ferne. Auf der Straßenkuppe eine Kreuzung. Die Ampel für Autofahrer auf Rot. Meine Fahrt durch das Oberland ist für eine kurze Zeit unterbrochen. Eine junge Frau, kurzer Rock, schwarze Strumpfhose, dunkle Jacke, zu einem Pferdeschwanz gebunden dunkle Haare, rennt den Berg hoch, schwenkt nach rechts, rennt die steilen Stufen zur Kirche hoch. Mir fällt ihr feines Gesicht auf, ihre glatte Haut. Eine ältere Frau, vielleicht Mitte 60, schlank, trägt Jeans und eine modische Steppjacke läuft schnellen flüchtigen Schrittes auf die Kirche zu, ihre Gangunsichert in ihrem jugendlichen Outfit verbergend. Kaum ist sie aus dem Bild, erscheint ein Mann um die fünfzig. Rucksack, Jacke, Hose dunkel. Blick auch. Die Ampel für Fußgänger ist auf Rot. Er strebt der Kirche zu, ohne den Schritt zu beschleunigen. Aber sein Oberkörper strebt nach vorn, als werde er von einem Magneten angezogen. Menschen wie Jahresringe streben in den Kirchenraum. Es ist erster Advent. Und wie geht die Geschichte weiter …?
Samstag, 7. Dezember 2019
Es klingelt. L. steht vor der Tür. L. ist es gewohnt in Coworking Spaces zu arbeiten. Heute ist unser Wohnzimmer Coworking Space. Fein. Sobald ein Mensch im Raum ist, arbeite ich konzentrierter.