Die Klenová_Notes entstehen im Rahmen des Literatustipendiums „Internationales Stipendium Oberpfälzer Künstlerhaus in der Villa Paula Klatovy/Klenová, Tschechische Republik“ vom 1. bis 30. September 2017

OrtseingangsschildKlenova

Ankunft

Freitag, 1. September – Ankunft in Klenová, Villa Paula. Klenová heißt Bergahorn. Der Münchner Fotograf Michael Jochum, Mitstipendiat in der Villa Paula, begrüßt mich vom Eingangsportal aus. Mgr. Michal Lazorcík, Kurator, zeigt mir die Räumlichkeiten: Blick über Felder auf einen gegenüberliegenden Hügel mit Kirche. Oberhalb der Villa Paula das Schloß und die begehbare Burgruine aus dem Jahre 1287.

wArbeitsplatz

Die Klenová_Frage

Was verändert sich in meinem Schreiben, meiner Wahrnehmung, wenn ich 30 Tage Zeit habe ausschließlich Geschichten zu schreiben? Ich werde es erkunden!

wLandschaftKlenova

Die Ruhe

Samstag, 2. September – Kein Laut. Ruhe herrscht vor. Sie ist dominant, selbst die drei Autos, die hier vorbeifahren, scheinen ihren Geräuschpegel zu dimmen. Jeder Gedanke prüft gründlich, ob er wohl in die Ruhe hineinplatzen will.

Gegen 1 Uhr nachts verstummen die Hunde im Dorf. Die Ruhe hat etwas Beunruhigendes.

Die Ruhe ist der beständige Hintergrund für alles. Seine Majestät die Ruhe. Sie ist wie ein dicker Nebel, aus dem gelegentlich etwas auftaucht: Die Schafe, die rund ums Haus weiden, wohldosiert: Mäh. Mäh.Mäh in die Ruhe meckern. Das Zitat von Filmemacher Werner Herzog über die Inszenierung von Wahrheit, das mit der Stimme der Moderatorin aus dem Radio in die Ruhe tritt. Meine Gedanken an die emotionale Wahrheit in der Fiktion von Siri Hustvedt, die sich an dieses Zitat anketteln, verharren ehrfurchtsvoll angesichts der Ruhe – soll ich sie lärmend in die Ruhe treten lassen… Die kreischenden Mädchen, die aus dem Auto steigen, um in die deutsch-tschechische Comic-Ausstellung „Versteckte Orte“ in den alten Speicher zu gehen.

wversteckte Orte

Die Dichte

Sonntag, 3. September – In der Ruhe, die ich mit Nebel vergleiche, gibt es eine hohe Dichte an Geschichte und Kunst.  Viele Menschen tauchen mit ihren Autos auf. Kleinkinder, Jugendliche, Männer und Frauen verschwinden im Speicher: „Skrytá Místa/Hidden Places“ – eine Comic-Ausstellung von deutschen und tschechischen Künstlern. „Versteckte Orte“ im Urbanen.

wAusstellung versteckte Orte