Dienstag, 5. September 2017

Auf der Burg. Weiße Wolken ziehen unter blauem Himmel hindurch und unter weißen Wolken liegen die Felder um Klenová.

Landschaft von Burg Klenová

Die geniale Idee der Tschechen: Man nehme eine Burgruine aus dem Jahre 1287, mache die Terrassen, Türme und Mauern begehbar und stelle zeitgenössische Plastiken in die Räume zwischen die verfallenen Gemäuer.

Was verändert sich, wenn man einen Ort, an dem über Jahrhunderte Menschen lebten, der jetzt verlassen ist, mit Kunst anreichert?

Ich sitze auf einem Mauerrest vor mir eine Grasfläche in der Ruine. Die monströse Plastik von Jaroslav Róna „Rytír s Drakem“ mir gegenüber. Ein schwarzer Ritter und ihm gegenüber auf einer Anhöhe eine ätherisch weiße knochig wirkende feingliedrige Gestalt namens „Leticí“ in einem Wagen dahinjagend. Der Künstler, Antonǐn Kašpar, nennt sie auf seiner Website „flying steel“.

wflyingsteelundritter

Was wäre an diesem Ort anders, wären die Plastiken nicht hier?

Ich schaue mich um: alte Mauern, leere Fensteraussparungen, Fernblick über Felder und Hügel, zarte Bäumchen, die aus dem Mauerwerk wachsen, rote Ziegel mit denen das Mauerwerk stabilisiert wurde, Holztreppen, durch die die Mauern und Terrassen der Ruine zugänglich werden, alte Kastanien, deren Laub sich beginnt herbstlich zu färben, Wiesenflächen zwischen den Gesteinsmauern.

Ohne die beiden Figuren, die schwarze monströse und die weiße feingliedrig ätherische, wirkte dieser Ort leer. Tot. Ein Ort in dem verfallene Mauerreste von Vergangenheit zeugen. In der Zeit zurücktretende Erinnerung. Ich blende die beiden Plastiken wieder ein, die monströse schwarze, die ätherische Weiße. Der Ort wandelt sich zu einem Ort des Heute. Einen Ort des Lebens.